Neulich im Internet mal wieder: Irgendwer feiert mal wieder alle Mütter für alles, was sie so alles im Alltag leisten. Merci beaucoup, ich verneige mich tief vor der Wertschätzung, dass ich die Wäsche in der Maschine heute nicht vergessen habe.
Mütter werden von anderen Müttern gefeiert oder sollen sich feiern lassen oder sollen andere Mütter feiern und eh, wir rocken.
Das Bild, das sich bei diesen Ausdrücken vor meinem geistigen Augen aufmacht ist nicht schön. Woher kommt dieses Unbehagen? Finde ich mich und alle Mütter, die ich kenne nicht feiernswert? Ehrlich gesagt: Längst nicht alle. Dieses pauschale rumgewerfe mit Partyausdrücken zwecks Empowerment ist mir suspekt.
Ich fühle mich verarscht
Vielleicht nicht mit Klatschen am Fenster zu vergleichen oder vielleicht doch: Was ihr leistet, liebe Mütter: geil! Einfach geil! Props to that, was ihr leistet, Tag ein, Tag aus. Ich bin BEGEISTERT! Ich bin außer mir! Wisst ihr was? Darauf trinken wir! Oder ich auf euch! Oder ihr auf euch, also, wer kann: nich lang schnacken, kopp in nacken. So, und jetzt wird GEFEIERT! Deine Kinder haben beide Noro und du hängst seit 2 Uhr nachts selbst über der Schüssel und in dem Moment, wo du endlich keinen Durchfall mehr hast, gibt es Läuse in der Kita und du hast die falsche Laufradgröße gekauft und seit zwei Wochen nicht gesaugt und die Krümel aus dem Katzenklo sammelt das Baby auf, das kann nämlich jetzt Pinzettengriff und du schnappst es dir und sagst: PFUI BÄH! Und dann machst du das Internet an und dir ruft irgendeine Animateurin auf irgendeinem virtuellen Clubschiff entgegen: Yeah! Du rockst das!
Mich schüttelt es.
Ruft man mir sowas zu, nachdem ich zwei Stunden lang liegen gebliebene Wäsche zusammengefaltet habe am Samstagnachmittag, während Papa mit den Kindern auf dem Spielplatz ist, sieht das in meinem Kopf so aus, als würde ich mit Schweißflecken und fettigen Haaren auf einem dieser Partywagen der Love Parade stehen und dumm aus der ungebügelten Wäsche schauen. Es ist einfach nicht mein wording für Empowerment.
„Rock“ einfach auch. Hard Rock, Kuschel-Rock, Rock‘n’roll oder Phallus-Rock? Holt mich alles nicht ab. Und besides: normaler Elternalltag, der natürlich oft Flexibilität benötigt, manchmal ein bisschen Kreativität und allermeistens Durchhaltevermögen und Stressresistenz muss doch nicht becheerleadert werden.
Nur meine zwo Pfennige, naja.